• sternedit4510 25.02.1924 in Würzburg

    kreuzedit459 12.06.1944 im KZ Auschwitz

    Beruf: ohne berufliche Ausbildung


    Die Sinti Anneliese Winterstein verlor ihre beiden Kinder im KZ Auschwitz. Sie beging dort Selbstmord. Von ihrer gesamten Familie überlebte nur ihre Schwester Eleonore die Verfolgungen durch das NS-Regime.


    Opfer- und Verfolgungsschicksal:

    Zum ersten Mal geriet Anneliese Winterstein in das Visier der Gestapo, als sie 1943 von ihrem Arbeitgeber wegen unentschuldigten Fernbleibens von der Arbeit angezeigt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war sie als Büglerin und Wäscherin angestellt. Die Beschwerde ihres Vorgesetzten gründete darauf, dass in Zeiten des Krieges jede Arbeitskraft benötigt werde um die Gesundheit der Soldaten an der Front zu erhalten und den Sieg nicht zu gefährden. Anneliese Winterstein selbst begründete ihr Fernbleiben damit, dass sie die anstehende Deportation der Sinti für sich und ihren zweijährigen Sohn habe vorbereiten müssen. Sie wurde für zwei Wochen inhaftiert, auch weil sie wenige Tage zuvor auf Antrag zusätzliche Essensmarken erhalten habe, die ihr nicht zugestanden hätten. Überdies hatte sich Anneliese Winterstein nach den „Nürnberger Gesetzen“ strafbar gemacht, weil sie eine außereheliche Beziehung zu einem deutschen Unteroffzier führte, von dem sie auch schwanger war.

    Im März 1944 wurde Anneliese Winterstein gemeinsam mit ihren beiden Söhnen Karl-Heinz (geb. 1940) und Waldemar (geb. 1943) und weiteren Familienmitgliedern ins KZ Auschwitz deportiert. Waldemar starb nach wenigen Wochen. Er war entgegen ärztlichen Rats für den Transport nach Auschwitz aus dem Krankenhaus geholt worden, wo er wegen einer Lungenentzündung behandelt worden war. Kurz darauf starb auch Anneliese Wintersteins zweiter Sohn Karl-Heinz. Sie selbst sollte von der SS als Prostituierte des Lagerbordells eingesetzt werden. Dies war wohl der Anlass für ihren Selbstmord: Sie warf sich am 12. Juni 1944 in den mit Starkstrom geladenen Stacheldrahtzaun, der das Lager umgab.



    Literatur:
    Staatsarchiv Würzburg StAW 17421.
    Flade, Roland: Dieselben Augen, dieselbe Seele. Theresia Winterstein und die Verfolgung einer Würzburger Sinti-Familie im „Dritten Reich“, Würzburg 2008.

    MV

    Posted by Tobias Berg @ 22:32

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