• sternedit4510 21.12.1921 in Würzburg

    kreuzedit459 2007

    Beruf: Tänzerin, Sängerin



    Theresia Reinhard, geb. Winterstein, verlor ihre sechs Wochen alte Tochter Rolanda vermutlich in der Folge von medizinischen Experimenten in der Würzburger Universitätsklinik, denen auch Rolandas Zwillingsschwester Rita ausgeliefert war. Im August 1943 musste sich Theresia einer Zwangssterilisation unterziehen.


    Opfer- und Verfolgungsschicksal:

    Bis zu ihrem 18. Lebensjahr lebte Theresia Winterstein in Lohr, 1939 musste ihre Familie im Zuge des Festsetzungserlasses nach Würzburg umziehen, wo Theresia im Stadttheater eine Anstellung als Tänzerin in der Zigeuneroper „Carmen“ erhielt. Nach einigen Auftritten wurde ihr jedoch verboten, weiterhin dort zu arbeiten, da sie als nicht arisch galt. Daraufhin arbeitete sie kurzzeitig als Näherin, Packerin und Platzanweiserin in einem Kino.

    Um nicht in ein Lager deportiert zu werden, willigte sie ein, sich den Studienzwecken der Nazis zu unterwerfen, unterzeichnete die Auflage, Umgang mit Männern und eine Schwangerschaft zu vermeiden.

    1942 wurde sie entgegen der Anordnung von ihrem Verlobten Gabriel Reinhard schwanger. Trotz ihrer zuvor geleisteten Unterschrift erhielt sie die Erlaubnis, die Zwillinge auszutragen. Sie bekam aber nicht die für Schwangere übliche ärztliche Betreuung oder die zusätzlichen Essensmarken. Am 3. März 1943 kamen die Mädchen Rita und Rolanda zur Welt. Theresia durfte ihre Kinder erst fünf Tage nach der Geburt sehen, am 9. März floh sie mit ihnen aus der Klinik.

    Am 6. April wurden die Zwillinge unter dem Vorwand ihrer Unterernährung auf polizeiliche Verfügung hin in die Universitätsklinik Würzburg gebracht. Die Eltern erhielten ein Besuchsverbot. Als sie ihre Kinder am 11. April besuchen wollten, ließ man sie zunächst nicht zu Rolanda, die mit einem Verband um den Kopf tot in einem Bett lag. Ihre Schwester Rita hatte ein Pflaster am Kopf und eine Narbe hinter dem linken Auge. Theresia floh mit beiden Kindern aus der Klinik. Sie konnte Rita mit Hilfe Kurt Kellners, eines Hals-Nasen-Ohren-Arztes in der Rotkreuzklinik in ärztliche Behandlung geben. Während des Aufenthalts in der Klinik bis Anfang 1944 durften die Eltern sie nicht besuchen. Ihr ganzes Leben lang musste Rita mit gesundheitlichen Problemen kämpfen. Sie selbst vermutet, dass an ihr und ihrer Schwester Versuche durchgeführt wurden, bei denen die Augen gefärbt werden sollten.

    Am 4. August 1943 wurde Theresia Winterstein zwangssterilisiert. Erst danach erhielt sie die Erlaubnis, ihren Verlobten Gabriel Reinhard standesamtlich zu heiraten.



    Literatur:
    Flade, Roland: Dieselben Augen, dieselbe Seele. Theresia Winterstein und die Verfolgung einer Würzburger Sinti-Familie im „Dritten Reich“, Würzburg 2008.

    MV

    Posted by Tobias Berg @ 15:59

    Tags: , , ,

  • Comments are closed.